Über mich

Und hier ist die ganze Geschichte (sehr, sehr, seeehr ausführlich).

Wenn ihr meine Lebensgeschichte erfahren und wissen wollt, was mich all die Jahre über inspiriert hat, könnt ihr natürlich noch ein wenig weiterlesen... als ich noch im Kindergarten war, habe ich eines Tages DuckTales im Fernsehen entdeckt, wodurch ich sehr schnell Onkel Dagobert, Donald, Tick, Trick & Track und alle anderen Entenhausener ins Herz geschlossen habe. Relativ schnell begann ich, das Micky-Maus-Magazin zu lesen (Ich hatte es von 2008 bis 2014 abonniert... in den letzen paar dieser Jahre hab ich es gar nicht mehr gelesen, nur noch bedauert, es aber aus Treue nicht abbestellt). Etwa parallel begann ich auch, mir das Lustige Taschenbuch zu kaufen, mein Erstes war die Nummer 379 vom 15. 7. 2008 (Ich weiß solche Dinge auswendig, das ist ganz normal). Relativ schnell fand ich jedoch heraus, dass die aktuellen Disney-Comics, nun ja, Müll sind. Es gibt da aber zwei Künstler, die die Ducks hervorragend in Szene gesetzt haben. Ihre Namen lauten Carl Barks und Don Rosa. Ich weiß nicht mehr genau, was mein erster Barks war, aber wenn ich mich recht erinnere, war das Die Macht des Geldes (The Money Stairs, W WDC 157-01), das sowohl 2007 als auch 2008 im Micky-Maus-Magazin nachgedruckt wurde, in einem von beiden hab ich's damals gelesen. Sommer 2008, als ich sechs Jahre alt war, hat meine Oma, die selbst mit den Ducks aufgewachsen ist (Sie hatte als Kind Micky Maus Nr. 1/1951, eines der wertvollsten deutschen Comichefte. Zum Glück hatte sie welche der sehr wenigen Eltern, die damals schon die enorme Qualität der Meisterwerke von Carl Barks kombiniert mit den exzellenten Texten von Dr. Erika Fuchs erkannt haben anstatt die in den Fünfzigern noch beliebte Tradition, Bücher zu verbrennen, fortzusetzen), mich zu einem Comicladen in Hamburg mitgenommen. Ich war im Himmel. Nach stundenlangem Stöbern kaufte sie mir schließlich die damals neue Gesamtausgabe von Don Rosas Onkel Dagobert – Sein Leben, seine Milliarden (The Life and Times of $crooge McDuck).

 

Da habe ich mich zum ersten Mal in einen Comic verliebt. Meine Sammlung ist seitdem massiv gewachsen, aber bis heute ist Don Rosas Version von Dagobert Ducks Lebensgeschichte wahrscheinlich der Comic, den ich am höchsten wertschätze. Vielleicht mag es irgendein Tim & Struppi- oder Blake & Mortimer-Band, den ich als den besten Comic bezeichnen würde, aber Sein Leben, seine Milliarden ist bis heute mein Lieblingscomic und Don Rosa mein allerliebster Künstler. Auch wenn ich mir selbst andere Meister wie Hergé, André Franquin oder gar Carl Barks zum Vorbild nehme, geht für mich persönlich nichts über Don Rosa. Es ist unglaublich, denn – genau wie ich – sieht er sich nicht als Künstler, sondern als Fan. Ein Fan, dessen Lebenstraum, einen Onkel-Dagobert-Comic zeichnen zu können, wahrgeworden ist – und es blieb nicht dabei, letztendlich machte er seinen Familienbetrieb – er war eigentlich Architekt – dicht und machte sein Hobby, seine Liebe zum Beruf. Seine Arbeiten sind so hervorragend, weil sie nicht nur unfassbar gut und mit enormer Liebe zum Detail (Das kann man bei Don Rosa wörtlich nehmen!) erzählt und gezeichnet sind, sondern weil er selbst in ihnen sein großes Vorbild Carl Barks ehrt. SLSM, sein Magnum Opus, ist letztlich nur ein riesiges Fan-Projekt, das zu einhundert Prozent auf den Comics von Barks basiert. Sein Humor, seine eigene Comic-Liebe und auch sein sehr eigener Zeichenstil haben mich bis heute maßgeblich geprägt, vermutlich mehr als jeder andere.

 

Ich habe Duck-Comics nicht nur gelesen, ich habe sie auch selbst gemacht. Damals konnte ich mir nie eigene Figuren ausdenken, stattdessen habe ich jahrelang, bis ich etwa zwölf war, Comics mit meinen Lieblingscharakteren gezeichnet. Meine Plots habe ich mir immer selbst ausgedacht (die allermeisten waren beim Zeichnen improvisiert!), während ich die Figuren stets aus den offiziellen Comics abgezeichnet habe. Natürlich habe ich sie nie veröffentlicht (nicht nur aus rechtlichen Gründen, sondern auch, weil deren Qualität wirklich zu wünschen übrig lässt, aber was erwartest du von einem neunjährigen Kind!), aber ich habe sie auch nie für mich alleine gezeichnet – ich habe meine eigene Heftreihe herausgebracht, die Oma-Edition, Auflage: 1. Meine Oma. Die meisten waren auch nicht kopiert, ich habe einfach die Originale, die ich mit Buntstift koloriert habe, zusammengetackert. Die Oma-Edition hat sogar ganze 20 Ausgaben erreicht – wäre ich nur bei anderen Projekten so produktiv gewesen!

 

Doch es sollte nicht nur bei den Ducks bleiben. Zu meinem sechsten oder siebten Geburstag, vielleicht auch später, brachten meine Großeltern mir eine alte Ausgabe vom Asterix-Band Der Sohn des Asterix mit. Dieser gehörte zu acht anderen Bänden, die meine Mutter als Kind besaß und die dann etwa drei Jahrzehnte bei meinen Großeltern im Keller gelagen haben, weswegen diese auch völlig verschimmelt waren. Ich habe später alle in meine Sammlung übernommen und den Fehler gemacht, diese zwischen die anderen Bände, von denen ich Ausgaben aus den letzten zehn Jahren besitze, zu stellen. Das war ein Fehler, inzwischen sind die Alten alle weggeworfen... aber die anderen haben den Geruch leider schon angenommen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich in den letzten Jahren Asterix sehr selten gelesen habe.

 

Wer den Sohn des Asterix, oder irgendeinen von Albert Uderzo im Alleingang gestalteten Asterix kennt, weiß, das diese nicht sonderlich... gut sind. Die Odyssee und Asterix im Morgenland kann man lesen, der Rest tut weh. Zum Glück war dieser Band nicht meine erste Asterix-Erfahrung. Ich habe ihn damals nie gelesen. Irgendwann hat mein Vater, der selbst früher viel Asterix gelesen hat, mir abends dann den allerersten Asterix – Asterix der Gallier – mitgebracht. Ich weiß noch, wie ich in meinem Bett lag und irgendetwas anderes gelesen habe, er mir den Comic hingeschmissen hat, mit der Aufforderung, dass ich den unbedingt lesen sollte. Ich tat's, und kurz darauf begann ich dann, auch Asterix zu sammeln. Wenig später fand auf die gleiche Weise der Lucky-Luke-Band Die Daltons und der Psycho-Doc zu mir, ich hatte also noch mehr zu sammeln. Das ist generell so eine Art Trend mit mir, ich entdecke irgendetwas Neues und sammel und lese dann für einige Zeit nichts anderes. Ich glaube, ich hatte echt Glück, mit Carl Barks und Don Rosa angefangen und als nächstes René Goscinny kennengelernt zu haben – den witzigsten Autoren aller Zeiten. Ein absolutes Genie.

 

Meine Oma hat mir etwa zu der Zeit ein kleines, altes Buch mit den allerersten Garfield-Comics gegeben, das auch noch aus der Sammlung meiner Mutter kam. Ich fand sie damals großartig und wurde dann zum Garfield-Leser. Tut mir leid.

 

2007 schon bin ich durch meinen Halbbruder auf die Simpsons gestoßen, zum Glück mit der dritten Staffel (vermutlich der besten?). Ich weiß noch ganz genau, wie sehr ich mich geärgert habe, als er und mein Vater gemeinsam ins Kino gegangen sind, um den Film zu sehen, während ich mit meiner kleinen Schwester bei meinen Großeltern sein durfte, weil ich mit meinen damaligen fünf Jahren den Film noch nicht sehen durfte. Drei Jahre später fing ich dann an, die Simpsons-Comics und später dann auch die Futurama-Comics zu sammeln. Zur Dokumentation, mein erstes Simpsons-Heft war die Nummer 164 von Juni 2010 (Das Heft mit den MMORPGs, obwohl ich damals keine Ahnung von Videospielen hatte – und mit dieser Art von Spielen kann ich heute immer noch nichts anfangen!), mein erstes Futurama-Heft die Nummer 40 von Juli 2010 (Ich habe damals meinen Vater beauftragt, mir das aktuelle Futurama-Heft mitzubringen, und es war mir auch ein wenig peinlich, weil ich genau wusste, dass auf dem Cover eine halbnackte Leela abgebildet war!).

 

Die Bongo-Comics habe ich einige Zeit lang gelesen – sie füllen heute immerhin ein ganzes Fach in meinem Expedit-Regal – doch was aber viel wichtiger war, war dass etwa zu der Zeit, in der ich angefangen habe, Simpsons-Comics zu lesen, ein Zeichner namens Sergio Aragonés ein ganzes Heft gestaltet hat. Sein Zeichenstil war völlig ungewohnt, und wie ich aus dem Redaktionsmaterial erfahren habe (schon damals habe ich Texte über Comics fast noch lieber gelesen als die Comics selbst), handelt es sich bei Aragonés um einen der bekanntesten, bedeutendsten und beliebtesten Zeichner aus dem amerikanischen Mad-Magazin. Ich hatte noch nie etwas davon gehört, doch wie sich herausstellt, hatte meine Oma nicht nur Garfield und Die tollkühnen Abenteuer der Ducks auf hoher See (Abgesehen von den Kommentaren von Frank Schätzing ein großartiges Buch, das ich unzählige Male gelesen habe!), sondern auch ein Sammelband von alten deutschen Mad-Heften (Nr. 88 bis 91), den ich direkt verschlungen habe. Es war zwar wenig von Aragonés dadrin, dennoch hat dieser meinen Zeichenstil zu der Zeit extrem beeinflusst. Darüber hinaus wurde ich ein Fan von etwa Antonio Prohias' Spion & Spion (Spy vs. Spy) und Don Martin.

 

Das Mad-Magazin hat mich nicht nur zeichnerisch, sondern auch was den Humor angeht, massiv beeinflusst. 2010 gründete ich gemeinsam mit meiner Oma meine zweite große Zeitschrift nach der Oma-Edition namens Grips, ein absolutes Ripoff von Mad, das es auf stolze sechs Ausgaben brachte – und ein Jahr später feierte es sogar noch ein Comeback mit einer neuen Nummer 1, ich habe also meine Zeitschrift schon reloaded und eingestellt bevor es Mad 2018 bzw. 2019 gemacht hat, absolut unglaublich! Unser Logo war vielleicht nicht sonderlich originell, aber dafür zeichnete sich unser Alfred E. Neumann – Willi I. Wuff – dadurch aus, dass er ein Hund ist! Schon damals protzte ich vor Kreativität. Die Auflage von Grips wurde auch nie deutlich größer als die von der Oma-Edition, aber im Gegensatz zur Oma-Edition war die Qualität   – zumindest inhaltlich – diesmal noch ein wenig höher. Wenn ihr wollt, könnt ihr hier lesen, was wir damals verbrochen haben!

Doch machen wir erstmal noch einen kleinen Zeitsprung zurück. Wenn mich nicht alles täuscht, haben meine Schwester und ich 2009 (?) jeden Freitag bei einem Kunstkurs für Kinder im Bucerius Kunst Forum in Hamburg teilgenommen. Das war zu einer Zeit, als dort Edward Hopper ausgestellt war und wir von ihm inspirierte Bilder gezeichnet und gemalt haben, später natürlich auch vieles anders. Das Bucerius hat ein fantastisches, riesiges Atelier, in dem früher ständig tolle Kurse stattfanden, leider wurden diese, oder zumindest der Kinderkurs, an dem ich teilgenommen habe, abgeschafft. Betreut wurde er von einem Amerikaner namens Jeff, der nicht nur Museumsführer, sondern auch selbst Künstler ist, in dem ich eine Art Mentor gefunden habe. Nachdem es den Bucerius-Kurs nicht mehr gab, trafen wir uns viele Jahre lang einmal im Monat privat, sind in irgendein Museum gegangen – das Bucerius Kunst Forum, die Kunsthalle, die Deichtorhallen – haben uns die Ausstellung angesehen und die Bilder abgezeichnet oder uns von ihnen inspirieren lassen. Sein Wissen über alles, was dort ausgestellt war, egal, was es nur war, ist unglaublich tiefgründig und umfangreich, und ich genoss es, seinen Vorträgen zuzuhören, vielleicht sogar mehr als selbst zu zeichnen. Und eines Tages habe ich ihm erzählt, dass ich mich neuerdings von Sergio Aragonés inspirieren lasse. Wie sich herausstellte, kannte er sich sehr genau mit der Materie aus und ist ein jahrzehntelanger Leser von Mad und allen möglichen amerikanischen Comics. Wir hatten also ein neues Gesprächsthema. Ab dann kam die Kunst im Museum vielleicht sogar ein wenig zu kurz. Vor ein paar Jahren haben wir dann leider den Kontakt verloren – und uns Jahre später, am 27. Oktober 2019, endlich wiedergesehen! Nun machen wir also da weiter, wo wir vor vielen Jahren aufgehört haben...

 

Doch es sollte nicht Sergio Aragonés sein, der meinen Cartoon-Stil weiterhin prägte, sondern zwei deutsche Cartoonisten. Meine Grundschullehrerin empfahl mir damals NICHTLUSTIG von Joscha Sauer. Ich liebte es. Und kurz darauf fand ich auch die Cartoons von Ralph Ruthe, etwa als ich neun Jahre alt war. In dem Alter habe ich so versucht, so wie er zu zeichnen, insbesondere habe ich die Nasen übernommen. In dem Alter habe ich meine allerersten Cartoons (Oder, um das offizielle Branding zu benutzen: TyllToons) in Internet gestellt, damals noch in einem privaten Facebook-Profil (Buuh, Facebook! War schon immer eine sehr unangenehme Seite, betrieben von einem noch unangenehmeren Konzern, aber damals war das noch cool. Tut mir leid!). Ein paar von denen könnt ihr hier bewundern – zumindest alle, die ich noch auf meiner Festplatte finden kann. Es gab damals mehr!

Mein erstes Profilbild, das ich jemals im Internet benutzt habe (2011). Der Ralph-Ruthe-Einfluss ist relativ offensichtlich.

Oktober 2010 habe ich übrigens Don Rosa zum ersten Mal persönlich getroffen. Meine Mutter schenkte mir eine Reise zur Frankfurter Buchmesse. Das war das allererste Mal in meinem Leben, dass ich voller Elan und Freude um sechs Uhr aufgestanden bin. Ich stand stundenlang in einer Halle voller Gleichgesinnter an, damit mein Idol seinen Namen in mein Buch schreibt und meine Hand schüttelt (Und damit ich ein paar seiner Chillishoten kriege). Seitdem bin ich zu jeder Don-Rosa-Signierstunde gegangen, zu der ich gehen konnte, 2012, 2014... in einem Jahr sogar mehrfach, in Hamburg und Frankfurt! Die Frankfurter Buchmesse sollte übrigens auch zu einem jährlichen Ereignis werden. Nur 2015 war ich stattdessen auf der Leipziger und 2016 nirgendwo, aber ansonsten bin ich jedes Jahr hingefahren, um mir Signaturen von den verschiedensten Zeichnern – Don Rosa, Joscha Sauer, Ralph Ruthe, Achdé, Jean-Yves Ferri und Didier Conrad, Flix, etc. – und zahlreiche (internationale) Comics zu besorgen. Ein unglaubliches Event, eines meiner absoluten Highlights jedes Jahr. Wann immer ich das Messegelände betrete, fühle ich mich irgendwie zuhause.

 

2011 habe ich übrigens auch beschlossen, Tim & Struppi zu sammeln. Ich hatte schon seit vielen Jahren eine einzige DVD mit den Trickfilm-Epidosen Die Zigarren des Pharaos, Die schwarze Insel und König Ottokars Zepter, jedoch hatte ich nie die Comics gelesen. Ich beschloss, chronologisch vorzugehen, fing also mit Tim im Lande der Sowjets an, und das habe ich auch bis Die schwarze Insel durchgehalten. Aber als ich mir König Ottokars Zepter kaufen wollte, hatte der Laden das leider nicht – stattdessen kaufte ich mir also Der Fall Bienlein, erzählerisch wie zeichnerisch vermutlich einer der besten Comics aller Zeiten. Ich kann mich nicht festlegen, was mein Lieblingscomic ist – mein Lieblings-Comicbuch ist Don Rosas Sein Leben, seine Milliarden, doch das ist eine riesige Sammlung von zahlreichen einzelnen Comics – aber den Fall Bienlein nenne ich jedes Mal als einen meiner absoluten Favoriten. Außerdem natürlich Die sieben Kristallkugeln, Der blaue Lotos, Tim in Tibet, Kohle an Bord, Die Juwelen der Sängerin... ich liebe Tim & Struppi! Bis heute meine Lieblings-Comicreihe. Von Hergé übernahm ich die Knopfaufen, die höchst minimalistischen Gesichter, die mit zwei Punkten und zwei Strichen auskommen – und später dann auch die Ligne Claire, meine ist zwar etwas unsauberer, wilder als die von Hergé, aber auch ich arbeite mit flächigen Farben, wenigen bis gar keinen Schatten, zeichne lediglich die Linien, die notwendig sind. Dennoch bin ich deutlich cartoonhafter, das ist vermutlich der Franquin-Einfluss. Meine wichtigsten Vorbilder sind Hergé und André Franquin, und das, obwohl die Ligne Claire und die École Marcinelle quasi absolute Gegensätze sind. Ich kann mich aber einfach nicht entscheiden und ich probiere stets aus, beide zu imitieren, ich studiere ihre Zeichnungen immer wieder, um herauszufinden, wie sie was gezeichnet haben. Mein Stil entwickelt sich stets weiter, weil ich stets Neues entdecke.

 

Apropos Franquin – André Franquin lernte ich durch meine damalige beste Freundin kennen, die neben einer Komplettsammlung von Barks Comics & Stories auch Komplettsammlungen von Tim & Struppi, Gaston Lagaffe und André Franquins Bänden von Spirou & Fantasio besaß. Ihr könnt euch also denken, was für Comics ich angefangen habe zu sammeln und quasi religiös zu inhalieren. André Franquin fasziniert mich, weil seine Zeichnungen sich bewegen. Die Ligne Claire – egal ob Hergé oder E. P. Jacobs – hat den Nachteil, dass sie oft etwas steif und undynamisch wirkt. Aber wenn du dir eine Zeichnung von Franquin ansiehst, siehst du, wie die Figuren sich bewegen, wie viel Leben dadrin steckt. Ich weiß bis heute nicht, wie er das geschafft hat, und es gibt keinen anderen Menschen, der es so wie er kann. Ein wahrer Meister seiner Kunst.

 

Durch diese Freundin lernte ich übrigens auch Marc-Uwe Kling kennen, meinen Lieblings-Kleinkünstler, und dessen Känguru-Geschichten. Ich verschlang die Känguru-Chroniken und Das Känguru-Manifest ist mein absolutes Lieblingsbuch. Beide kenne ich praktisch auswendig. Für Außenstehende ist es vielleicht ein wenig verstörend, wenn ich mich mit anderen Mitgliedern des Asozialen Netzwerks in Zitaten unterhalte. Ich kann es aber jedem nahelegen, beizutreten, es gibt auch keine Hierarchien!

 

Ich versuche ja, bei dieser Erzählung über alles, was mich im Laufe der Jahre begeistert und inspiriert hat, relativ chronologisch vorzugehen. Ich glaube nicht, dass ich das schaffe, aber wir müssten gerade etwa bei 2012 angekommen sein. Mich hat es schon immer fasziniert, Comics zu zeichnen, doch so langsam, spätestens sobald ich ab 2011 Ralph Ruthes Videos gesehen habe (Meine ersten YouTube-Erfahrungen. Ich wuchs nicht mit Nyan Cat & Co auf, aber das war auch gut), kam in mir der Wunsch auf, meine Figuren auch zu bewegen. Meine nächste riesige Inspiration war Eddsworld, der Webtoon des viel zu jung verschiedenen Edd Gould, einem der wunderbarsten Menschen, die je gelebt haben, sowie die Cartoons auf dem Kanal von TomSka (Nicht asdfmovie. Die anderen). Doch wie zum Teufel sollte ich alleine so etwas auf die Beine stellen?

 

Die allererste "Animation", die ich je gemacht habe, war ein 27-sekündiger Stop-Motion-Clip, den ich am Abend vorm Ostersonntag 2012 – ich war zehn – spontan mit meiner Schwester angefertigt habe. Traditionell waren wir jeden Ostersonntag bei meinen Großeltern zum Eiersuchen, und wir wollten bis dahin ein Video auf die Beine stellen, das wir dort zeigen konnten. Wir bastelten also ein paar Figuren aus Knete und ein Set aus ein wenig Papier und dachten uns eine kurze Story aus, die ohne Ton auch nur so halb funktioniert: Die Kinder suchen ihre Ostereier, können sie leider nicht finden. Die Mutter ruft beim Osterhasen an, dieser zeigt ihnen, dass ihr Vater aus Versehen auf ihnen drauflag. Es endet damit, dass der Osterhase den Zuschauern mit seinen Löffeln zuwinkt. Und dann folgt ein zehnminütiger Freezeframe. Das lag daran, dass ich die vielen Einzelfotos noch wenige Stunden vor der Abreise zu meinen Großeltern hastig auf dem Macbook meiner Mutter in iMovie zusammengeschnitten habe und vermutlich irgendwas beim letzten Frame falsch eingestellt habe, sodass dieser etwas länger zu sehen ist als die anderen. Aber rückblickend war das wahrscheinlich gar nicht mal so schlecht, da es auf YouTube bekanntlich wichtig ist, die zehn Minuten zu überschreiten.

 

Wo wir gerade von YouTube sprechen – ja, An Easter Carol war der Grund, warum ich dann am 8. April 2012 meinen YouTube-Kanal erstellt habe. Damals hieß der noch UnbenanntAnimations, die "Produktionsfirma" von meiner Schwester und mir, die so hieß, weil uns an dem Abend auf die Schnelle kein Name eingefallen ist. Weil Usernames auf YouTube permanent ist, gelangt man bis heute über youtube.com/user/UnbenanntAnimations zu meinem Kanal, nicht per /TyllToons. Das Video ist inzwischen auf nicht gelistet gestellt und ich habe es auch nicht unter den anderen Videos auf dieser Website verlinkt, doch wer bis hier gelesen hat, kann hier klicken und es sich ansehen!

 

Ich hatte nun also einen YouTube-Kanal. Mit dem ich einiges machen wollte. Leider, leider hatte ich nicht die technischen Möglichkeiten. Wie wir alle wissen, ist Qualität nicht von Inhalt, sondern vom Aussehen abhängig. Zwar fehlte mir ein Animationsprogramm, aber ich hatte Photoshop, ein Bamboo-Grafiktablet von Wacom und das interne Mikrofon von meinem Mac. Mir fehlte es sowohl an Talent als auch an Photoshop-Know-How, aber irgendwie habe ich tatsächlich ein paar Videos mit Photoshop erstellt. Ja, das geht. Nicht sonderlich gut, aber es geht. Auch sie sind nicht gelistet, aber ihr könnt sie hier sehen. Nach ein paar Videos war mir aber klar, dass ich es nicht dabei belassen könnte. Also habe ich mich mit einem Freund zusammengetan, der sogar mit Windows Movie Maker umgehen konnte (Ich war beeindruckt!). Ich habe also einige wenige Zeichnungen mit einer extrem niedrigen Auflösung und eine Soundspur in GarageBand erstellt, ihm  beides geschickt, und er hat in MovieMaker ein Video daraus gemacht. So entstand Schummelei, mein Halloween-Video von 2012, als auch die Comicchaoten, ein Ripoff von Eddsworld, dessen Hauptfiguren genauso wie bei Eddsworld auf ein paar damaligen Freunden von mir basierten. Weil es auch immer so toll mit den Aufnahmeterminen funktionierte, lief es darauf hinaus, dass ich die Hälfte aller Charaktere gesprochen habe. Ein Jahr später haben wir dann auch eine englische Version gemacht und eine Folge produziert, obwohl mein Englisch damals noch extrem schlecht war (Und das der anderen noch schlechter, zum Glück hat nur einer von ihnen etwas gesprochen – über Telefon). Eigentlich möchte ich die Comicchaoten gar nicht verlinken, denn es könnte tatsächlich sein, dass sie mir etwas peinlich sind, aber das Original findet ihr hier und die englische Version mit der nur auf englisch verfügbaren (in Flash animierten!) Folge Enercheese hier. Zum Glück muss man sich Enercheese auch bald gar nicht mehr anschauen, da die nächste Folge der Komishow ein Remake davon sein wird!

 

Ach verdammt – Flash, Komishow... Jetzt nehme ich schon ein paar Sachen vorweg! Also. Ab März 2013, als ich zwölf Jahre alt war, hatte ich also endlich Adobe Flash Professional CS6. In meinem ersten Monat mit dem Programm konnte ich gar nicht die Finger davon lassen. Ein wahrer Traum ist da wahr geworden. All die Sachen, die ich schon immer machen wollte, konnte ich jetzt machen! Alles, was ich mir nur vorstellen konnte, konnte ich endlich in die Tat umsetzen! Wie schon meine erste Animation jemals, war auch meine erste Flash-Animation ein Ostervideo. Ich hatte keine Ahnung von dem, was ich mache. Es war alles Learning by Doing. Und dementsprechend sah mein erstes Video auch aus. Mit der Zeit wurde es etwas besser, aber es hat gedauert, bis ich ein gewisses Niveau erreicht habe. Oder bis ich wusste, was ich mache.

Der nächste Grund, warum die Qualität noch so mäßig war, war wohl, wie schnell ich fertig werden wollte. Heutzutage brauche ich mehrere Tage um ein paar Sekunden zu animieren, damals brauchte ich mehrere Tage für ein ganzes Video! Wenn man mich daran misst, wie oft ich Dinge veröffentlicht habe, war 2013 sogar mein bestes Jahr. Fast jeden Monat kam ein neues Video, wenn nicht gar häufiger. Vielleicht war 2013 so oder so mein bestes Jahr.

 

Relativ schnell habe ich meinen Halbbruder Bendix in den kreativen Prozess hinter meinen Videos eingeweiht. Mit ihm schrieb ich das Skript zur Comicchaoten-Folge Enercheese (Part 1), und eines Tages schrieb er mich auf Facebook an, dass er eine geniale Idee für ein Video hätte. Folgende Szene: Ein Hochhaus, absolutes Drama. Polizei überall. Emotionale Musik. Der Komissar läuft in das Haus, betritt den Tatort, alle Menschen da sind komplett unter Schock. Er fragt, was denn passiert sei. Ein Typ meint, diese Tomaten seien passiert.

Absolut genial. Ich fand's unglaublich witzig. Direkt akzeptiert und in die Tat umgesetzt. Das Lustige ist, dass ich damals gar nicht wusste, was passierte Tomaten sind. Ich dachte, das sei einfach nur komplett bescheuert und sinnlos. Zwar lässt Drama animationstechnisch zu wünschen übrig, doch ist es bis heute eines meiner absoluten Lieblinge unter den eigenen Werken. Das erste TyllToons-Video, das ich wirklich gut finde (zumindest inhaltlich). Drama war so legendär, dass im Laufe der Jahre noch drei weitere Teile folgen sollten.

Kurz nach der Veröffentlichung von Drama konnte ich auch Kontakt zu der wunderbaren Kati Knitt aufbauen! Wir haben damals regelmäßig sehr viel auf Skype geschrieben, über Animationen und Comics gefachsimpelt, und sie konnte mir enorm viel Hilfestellung geben. Sie und auch andere Animationskünstler wie Evegreenpictures (Jonathan Röders) haben mich enorm motivieren und beeinflussen können, ich habe es maßgeblich ihnen zu verdanken, dass sich meine Cartoons so entwickelt haben.

 

Nach den Sommerferien kam ich August oder September 2013 in die siebte Klasse, will sagen in die Mittelstufe, will sagen die Klassen wurden neu gemischt. Ich lernte in meiner neuen Klasse einige meiner besten und liebsten Freunde kennen – zwei von ihnen (ShadowK und Gaggel) haben damals in ihren Collegeblöcken komplett improvisierte Comics gekritzelt, wo ich mich direkt angeschlossen habe. Alle anderen haben uns vermutlich für komplett verloren gehalten, doch wir hatten unseren Spaß, zu jeder Zeit – sowohl in den Pausen, als auch mitten im Unterricht – quasi nichts anderes zu machen. ShadowK hat damals einen Comic namens Pizzi-Karotte gekritzelt, der größtenteils aus von asdfmovie geklauten Witzen bestand, der mich inspiriert hat, meinen eigenen Müll-Comic zu erfinden. Ich nahm meinen Collegeblock und einen Bleistift; ich hatte zu dem Zeitpunkt noch gar keine Idee, was ich überhaupt zeichnen wollte, und schrieb als allererstes eine Überschrift. Was war das Erstbeste, was ich mir binnen einer Sekunde ausdenken konnte?

Herbert die Ente. Ein Titel, und Geschichte war geschrieben. Worum ging's? Herbert die Ente spricht mit einem Baum, dann fliegt er weg. Leider fällt er wieder runter. Dann wird er vom Milchmann überfahren und stirbt. Ende.

 

Es folgten viele, viele weitere Comics, die ich alle im Unterricht und in Pausen gezeichnet habe, und sie alle waren komplett improvisiert. Dazu kamen weitere Meisterwerke, die das Internet nicht kennt, wie etwa Hans Honigmelone (mit beliebten Charakteren wie Fisch der Schwan) und Johannis der Vogel. Außerdem haben wir stets zu dritt in unseren Collegeblöcken Comics gezeichnet, wo jeder abwechselnd das nächste Panel gezeichnet hat, will sagen, die fertigen Comics waren noch besser als die, die wir uns alleine ausgedacht haben. Drei Jahre später wurde aus der ersten Staffel von Herbert die Ente ein Trickfilm. Falls sich jemals wer gefragt hat, warum die "Story" davon so komisch ist – das ist der Grund. Es handelt sich dabei schlichtweg um eine Aneinanderreihung von den ersten vierundzwanzig Herbert-die-Ente-Folgen.

 

Herbst 2013 habe ich dann auch beschlossen, meine eigene Cartoon-Serie zu entwickeln, obwohl ich erst seit ein paar Monaten animiert habe. Der Entstehungsprozess war tatsächlich ein wenig ungewöhnlich. Als allererstes war da der Name: Ich dachte nämlich, es wäre eine gute Idee, die Wörter komisch und Show zu einem zu kombinieren, Komishow. Dabei meine ich komisch im Sinne von merkwürdig und nicht im Sinne von witzig. Leider hat das nie jemand verstanden (Sowohl, dass das ein Kofferwort ist, als auch, dass ich nicht erwartet habe, dass man sie witzig finden würde). Schade. Als nächstes kam das Character Design. Ich habe kurz zwei Figuren gezeichnet, und bei diesen ersten Designs ist es dann auch geblieben. Als nächstes brauchten die beiden noch irgendwelche Eigenschaften, diese beschränken sich darauf, dass der Eine ständig irgendetwas machen möchte, während der Andere faul ist und immer nur fernsieht. Das klang für mich nach einem höchst soliden Konzept für eine Serie, also schrieb ich als nächstes schon ein Skript und begann, die erste Folge zu animieren. Zu dem Zeitpunkt hatte ich immernoch keine Namen. Es ist sowieso charakteristisch für meine Werke, dass sich die Charaktere stets nur mit du ansprechen, weil ich extrem schlecht darin bin, mir Namen auszudenken. Weil ich kurz vor der Veröffentlichung immer noch keine Namen hatte, habe ich dann irgendwann Kati nach Ideen gefragt, ich habe ihr kurz die Figuren beschrieben und sie schrieb bloß, "nenn sie doch Machi und Fauli". Absolut genial. Trifft es auf den Punkt. Die erste Folge der Komishow, Die Schatzsuche, erschien dann am 1. Februar 2014 auf meinem Kanal und katapultierte meine Abonnentenzahl massiv nach oben (will sagen, ich habe sehr schnell die einhundert getoppt).

Doch bleiben wir erstmal noch in 2013. Für Comic-Fans ein sehr wichtiges Jahr, weil am 24. Oktober – meinem zwölften Geburtstag – Asterix bei den Pikten erschien, der erste Asterix-Band eines neuen Autoren und eines neuen Zeichners, Jean-Yves Ferri und Didier Conrad. Damals wurde ein Wettbewerb ausgerufen, um ein Titelbild zu entwerfen. Man wusste noch nichts über den Inhalt, sondern lediglich den Titel, folglich war das etwas schwierig – ach was, das bedeutet nur mehr künstlerische Freiheit! Somit konnte ich Asterix, Obelix und Mac Aphon zeichnen, wie sie, zu allem bereit, hinter dem Hadrianswall stehen (Der im Comic gar nicht vorkommt), während man davor schon die Silhouetten von römischen Legionären sieht. Den ersten Platz konnte ich nicht erlangen, aber ich war einer der zehn Gewinner, und dafür bekam ich wenigstens noch... eine Einladung zur Launch Party nach Paris! Mein erstes Mal in Paris, und dann gleich so etwas? Ich bekam so also auch die Chance, Albert Uderzo sowie Ferri und Conrad live zu sehen und mir von Letzteren die Limited Edition (Die mir auch geschenkt wurde) signieren zu lassen, sowie mich ausführlich mit dem Übersetzer Klaus Jöken und weiteren Zeichnern unterhalten zu können. Ich habe Ferri und Conrad übrigens schon einige Wochen zuvor bei einer Signierstunde auf der Frankfurter Buchmesse getroffen, wo Jean-Yves Ferri mir verraten hat, dass er es war, der meine Zeichnung direkt ausgewählt hat, weil ihm die Komposition so gut gefiel!

 

2013 wurde darüber hinaus ein Artikel über mich in Dein Spiegel veröffentlicht, das ist quasi der Kinderspiegel bevor es bento gab. Darin habe ich ein winziges Tutorial darüber gegeben, wie man mit sehr wenigen Strichen eine Figur zeichnet, und wie wichtig winzige Details für den kompletten Gesichtsausdruck sind. Eine hochgezogene Augenbraue etwa verrät gleich eine völlig andere Emotion. Dieser Artikel hat leider nicht so viel Werbung für mich gemacht, wie erhofft, aber leider sind dann zahlreiche Fernseh-Game-Shows auf die Idee gekommen, mich anzufragen, ob ich nicht in deren tollen Sendungen mitmachen möchte. Zunächst habe ich Absagen erteilt, in denen ich erklärt habe, wie schrecklich ich diese Sendungen finde, später dann habe ich die Mails ignoriert und gehofft, dass sie vergessen werden, bis ich dann einige Wochen später eine zweite kriegte, auf die ich dann gezwungermaßen antworten musste, weil ich keine dritte wollte! Letztendlich lief es darauf hinaus, dass ich in den Text über meinem Kontaktformular geschrieben habe, dass ich keine Anfragen von Fernsehshows möchte (Das Ganze war weniger freundlich formuliert), seitdem gab's Ruhe. Aus Gründen der Professionalität habe ich diesen Hinweis inzwischen entfernt, das heißt aber nicht, dass die Mails jetzt wieder kommen sollen (Jobangebote nehme ich aber natürlich sehr gerne entgegen)!

 

Ab Sommer 2014 hatte ich Lust, eine richtige Zeichentrickserie zu machen. Gut, ich hatte die Komishow, aber das war ein spontaner Webtoon – ich meinte eine ganz genau im Vornherein geplante und geschriebene, halbwegs professionell produzierte, in Staffeln eingeteilte Serie. Gemeinsam mit meinem Bruder entwickelte ich das Konzept zu Tales of Barfington. Barfington ist eine Siedlung mitten im amerikanischen Outback, wo unter anderem ein paar Leute eine Werkstatt betreiben, in der unter anderem ein sprechendes Schwein namens Dick lebt. Ich habe mehrere Jahre an der Planung von Tales of Barfington gearbeitet, schrieb zahlreiche Drehbücher und entwarf zahlreiche Charaktere. Mehr als das wurde daraus aber nicht – mir ist irgendwann aufgefallen, dass das alleine wohl schwierig zu realisieren wäre. Aber wie auch immer – ich habe ein vollständig ausgearbeitetes Konzept für eine Zeichentrick-Sitcom in der Schublade, falls irgendwer mit Geld Interesse hat, das umzusetzen, hit me up.

Moderne Tales-of-Barfington-Designs von Juli 2019

Das nächste prägende Ereignis in meinem Leben war der 7. Januar 2015. Als ich aus der Schule kam, hörte ich zunächst davon, dass es einen Anschlag bei irgendeiner Satirezeitschrift gab. Der Ausmaß war mir zunächst gar nicht bewusst, es hat ein wenig gedauert, bis mir voll und ganz klar war, was da wirklich in Paris passiert ist. Um es kurz zu fassen – zwei bewaffnete Männer sind in die Redaktion der Zeitung Charlie Hebdo eingedrungen und haben insgesamt zwölf Menschen erschossen, darunter fünf Zeichner, Charb, Cabu, Georges Wolinski, Tignous und Philippe Honoré. Ich war fassungslos, ich konnte es nicht glauben, dass so etwas in Frankreich, in der EU möglich war, dass Menschen – Zeichner – für ihre Ansichten, für ihre Meinungen, ja, für ihre Kunst so blutrünstig ermordet werden können. Charlie Hebdo und alle seine Zeichner und alle seine Zeichnungen haben mich maßgeblich beeinflusst. Fortan habe ich auch versucht, den "unsauberen" Charlie-Stil zu pflegen, mit schnellen, spontanen Zeichnungen, die in keinster Weise mit dem sehr sauberen Stil von etwa Hergé zu vergleichbar sind, der mich bis dato und bis heute geprägt hat.

 

Angeregt von Charlie gründete ich 2015 mit einem Freund eine kurzlebige Online-Satirezeitschrift namens Der heitere Choleriker. Ich bin bis heute sehr stolz auf diesen Namen – ich habe sehr lange darüber nachgedacht, ohne dass mir irgendetwas einfiel, und plötzlich war dieser Name einfach da. Die Inspiration dafür war wahrscheinlich Der heitere Fridolin, eine Zeitschrift, in der früher zum Beispiel zahlreiche Spirou-Comics erstmals in deutscher Sprache veröffentlich wurden (Auch wenn ich besagte Zeitschrift nie in den Händen gehalten habe, ich muss wohl einfach überlegt haben, was für (Comic)Zeitschrift-Titel mir bekannt waren!), das Wort Choleriker war dann einfach so da. Ich find's klasse. In der ersten Ausgabe haben wir uns ausschließlich über das Schulsystem lustig gemacht, danach wurde es dann politisch. All zu lange hat Der heitere Choleriker aber leider nicht überlebt. Wie bei Grips war's nach sechs Ausgaben dann schon wieder vorbei. Angesichts der Tatsache, dass es eh auschließlich online erschien, wäre es vielleicht schlauer gewesen, lieber regelmäßig neue Inhalte in ein soziales Netzwerk oder auf eine Website zu stellen, aber ich bin leider ein so großer Fan von traditionellen Medien wie Büchern und Zeitschriften, dass ich meine eigene Zeitschrift haben wollte. Hätte ich die Möglichkeit gehabt, eine Printzeitschrift zu veröffentlichen, hätte ich lieber das gemacht. Na ja, vielleicht irgendwann mal! Wer daran interessiert ist, was ich mit dreizehn und vierzehn so an Karikaturen verbrochen habe, kann sich alle Ausgaben hier ansehen (Nicht alle Zeichnungen sind von mir, der Rest war von Jonathan Röders).

Ich weiß nicht mehr, wann es war, aber es muss etwa zu diesem Zeitpunkt gewesen sein, dass ich irgendwann auf die Idee gekommen bin, mir Das gelbe M von E. P. Jacobs zuzulegen. Ich habe in zahlreichen Hergé-Biografien über Jacobs und dessen Reihe Blake & Mortimer gelesen und wollte daher mal schauen, wie dessen Comics so sind. Ich las das Gelbe M gleich mindestens dreimal hintereinander und am nächsten Tag erneut, ein unglaublicher Comic, und plötzlich habe ich Blake & Mortimer gesammelt, was direkt einer meiner absoluten Lieblingscomics wurde. Tim & Struppi könnte vielleicht sogar das Einzige sein, was für mich noch besser ist.

 

Ab 2016 ging es dann ein wenig abwärts. Ich bin eher dazu übergegangen, hier und da mal eine (aktuelle) Zeichnung zu twittern, habe aber weniger Trickfilme und generell wenige bis gar keine sonstigen Projekte gemacht. Dafür habe ich auch die eine oder andere kleine Auftragsarbeit gemacht, die ich nie ins Internet gestellt habe, und mich mit vielen schulischen Projekten befasst. Ich war für sechs Jahre Mitglied meines Schülerradios und habe dort mehrere einstündige Specials quasi im Alleingang mit einem Freund geschrieben und produziert. In meinem letzten Schuljahr (2018-2019) produzierte ich mit ein paar Freunden einen fünfzigminütigen Spielfilm namens Ziemlich beste Genossen, in dem im Stile von Er ist wieder da eine historische Person wieder zum Leben auferwacht, nur eben nicht Hitler, sondern Karl Marx – und das auch nicht in der heutigen Zeit, sondern mitten in den Achtzigern in der Sowjetunion. Dort lernt er kennen, was aus seinen Theorien gemacht wurde, und trifft auf Michail Gorbatschow, mit dem er gemeinsam die Perestroika entwirft. Ich habe dabei völlig allein das Drehbuch geschrieben, Regie geführt, die komplette Produktion organisiert und mit so einer tollen Plastikglatze mit aufgemaltem Muttermal Gorbatschow gespielt. Ich wünschte, wir könnten den Film veröffentlichen, wäre er nicht voll mit gestohlener Musik. Generell habe ich in den letzten Jahren gemerkt, dass ich das Schreiben von Drehbüchern und Texten noch viel lieber mag als das Zeichnen oder das Animieren. Viel lieber entwickele ich eine Idee, eine Geschichte, als dass ich sie umsetze. Wer jemals einen Trickfilm animiert oder einen Comic gezeichnet hat, weiß, mit wie viel sehr frustrierender Arbeit das verbunden ist...

 

Herbst 2019 habe ich die Ausstellung "Flix – Von Beruf Comic-Zeichner" in der Rathaus Galerie in Rellingen betreut (Und dabei mehrfach erklärt, wie schrecklich ich die Schreibweise "Comic-Zeichner" finde), will sagen, ich habe auf den Pressekonferenzen der Lokalpresse erklärt, wer und was Flix bitte ist, ich habe den Flyer und die Werbetafel designed, war bei Flix in Berlin, um die Stücke abzuholen,  und habe dafür gesorgt, dass alles richtig aufgehängt wird, weil ich als Einziger vor Ort mit den Comics vertraut war.

 Das wär's soweit zu dem, was ich so mache und gemacht habe und was mich inspiriert (zumindest die wichtigsten Sachen – da gibt es aber natürlich noch viel, viel mehr, wie etwa Flix, Calvin & Hobbes von Bill Watterson, Titanic und vieles mehr). Doch das hier heißt ja Über mich, also dachte ich mir, ich erzähle vielleicht noch ein wenig über mich als Person? 

 

Neben Comics und Cartoons bin ich ein großer Fan von (manchen) Videospielen, generell von bunten, ab null Jahren freigegeben Kinderspielen. Ich bin mit den Professor-Layton-Spielen aufgewachsen, die viele Jahre lang die einzigen Videospiele waren, die ich gespielt habe, und ich liebe sie alle bis heute. Mein Lieblingsspiel ist The Legend of Zelda: The Wind Waker, dicht gefolgt von praktisch allen anderen Zelda-Spielen. Platforming-Games könnte ich auch den ganzen Tag spielen, insbesondere 3D-Platformer, mein Favorit ist Super Mario Sunshine. Ich spiele competitive Super Smash Bros. Melee, auch wenn ich relativ selten zu Turnieren gehe.

 

Auch interessiere ich mich sehr für die verschiedenensten Sprachen. Neben Deutsch spreche ich quasi fließend Englisch und darüber hinaus habe ich ein gutes Verständnis von Französisch – wobei es da leider so ist, dass mein passives Französisch deutlich besser ist als mein Aktives, will sagen, ich bin in der Lage, französisch zu verstehen, aber wenn ich es selbst spreche oder schreibe stehe ich oft auf dem Schlauch und muss welche der einfachsten Wörter nachschauen, einfach weil sie mir in dem Moment nicht einfallen, obwohl ich sie jederzeit verstehen könnte, wenn ich sie lese. Ich lese in der Tat sehr viel auf Französisch, ich habe zahlreiche Originalausgaben von meinen Lieblingscomics (Tim & Struppi, Blake & Mortimer etc.) und kaufe jede Woche das neue Charlie Hebdo, leider ist das für mich mein einziger Kontakt mit der Sprache, also ist Leseverstehen für mich auch deutlich einfacher als Sprechverstehen. Ich hoffe wirklich, mein Französisch in Zukunft auf das gleiche Level zu bringen wie mein Englisch. Außerdem lerne ich inzwischen seit einigen Monaten aus Spaß Russisch und habe schon eine Liste mit Sprachen, denen ich mich in Zukunft widmen werde.

 

Darüber hinaus spiele ich Gitarre. Am Liebsten Musik aus meinen Lieblingsspielen oder Joe Hisaishis Soundtracks für Hayao Miyazakis Filme. Meine Lieblingsmusiker? Natürlich die Komponisten von meinen liebsten Soundtracks, also Joe Hisaishi (Ghibli), David Wise (Donkey Kong Country), Koji Kondo (Super Mario, The Legend of Zelda), Toby Fox (Undertale, Deltarune), Grant Kirkhope (Banjo-Kazooie), Mahito Yokota (vor allem Super Mario Galaxy), Toru Minegishi (vor allem Zelda: Twilight Princess), Tomohito Nishiura (Professor Layton), etc. etc. etc., die ich gerade alle vergesse. Was "richtige" Musiker angeht, so ist mein Favorit wohl David Bowie, ich mag auch Queen und viele weitere (generell viel Zeug aus den 60ern/70ern/80ern?). Ich liebe Bo Burnham. ich kann hier schlecht eine Liste geben bzw. Genres sagen... Wenn mir ein Song gefällt, gefällt er mir, das entscheide ich bei jedem einzeln. Und ich mag klassische Musik sehr gerne. Generell ist mir Orchestermusik lieber als Mainstream-Musik.

 

Oh, und was Bücher angeht, die nicht Comics sind – mein Lieblingsbuch ist, wie schon erwähnt, Marc-Uwe Klings Känguru-Manifest (Die Chroniken sind knapp dahinter!). Das wohl beste Buch, das ich jemals gelesen habe, ist vielleicht sogar Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry, außerdem mag ich George Orwells 1984 und Animal Farm sehr gerne, darüber hinaus Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes-Erzählungen, Jules Vernes Werke und viele, viele weitere.

 

Was ihr außerdem inzwischen über mich wisst, ist dass ich ein großer Fan davon bin, sehr lange Sätze zu bilden (Bei denen man irgendwann nicht mehr weiß, wie sie überhaupt angefangen haben), bei denen ich ständig Klammern oder sonstwelche Relativsätze einschiebe – genauso liebe ich den Gedankenstrich, den ich gar nicht oft genug benutzen kann, kritisch wird es dann nur, wenn die Sätze so lang sind, dass irgendwann sprachliche oder inhaltliche Fehler entstehen, weil ich mich selbst gar nicht mehr erinnern kann, was ich geschrieben habe. Vielleicht ist mir das hier auch passiert. Ich habe nicht Korrektur gelesen.

 

Wen es interessiert, was ich so zu sagen habe und was ich so mache, kann mir gerne auf Twitter folgen, dort bin ich deutlich aktiver als irgendwo sonst. Das war's soweit von mir. Peace!